Netzwerken mit Strategie
Herby Carl ist bei Bisnode Schweiz AG als Senior Account Manager für die Bannerwerbung auf der firmeneigenen Website monetas.ch verantwortlich. Auf dem monatlich von rund 300 000 Nutzern besuchten Portal finden sich Wirtschaftsinformationen, zum Beispiel tagesaktuelle Handelsregisterdaten sowie Bonitätsberichte. Hauptwerbekunden sind rund 80 grosse Schweizer Unternehmen, hauptsächlich aus der Auto-, der Versicherungs- und der Bankenwelt. Im Bankensektor hat Herby Carl, der bei Bisnode in insgesamt 18 Jahren schon verschiedene Funktionen bekleidet hat, einstmals auch selbst gearbeitet. Networking liegt dem seit drei Jahrzehnten glücklich verheirateten Vater von zwei erwachsenen Kindern «im Blut», wie er selber beteuert. Wöchentlich besucht Herby Carl deshalb mindestens ein bis zwei Events, deren eigentlicher Sinn und Zweck nichts anderes als die Kontaktpflege ist. Allerdings begegnet man ihm nicht an allen möglichen Anlässen. «Zum Netzwerken gehört eine klare Strategie, denn es ist schlicht nicht möglich, überall präsent zu sein», sagt er. Also konzentriert er sich auf drei Veranstaltungszyklen: die Anlässe der Schweizer Kader Organisation SKO sowie die Meetings des Branchenverbandes Swiss Marketing und des Business-Excellence-Forums (BEF). Letzteres ist ein Business-Club, den Herby Carl vor 16 Jahren mit zwei Kollegen gegründet hat und bis heute leitet. Für die rund 320 Mitglieder organisiert er, unterstützt von seiner Frau, jährlich zehn Anlasse. An jedem der im Schnitt achtzig Besucher zählenden Meetings kann sich jeweils eine Firma in einem Kurzvortrag vorstellen und als Getränke-Sponsor auftreten. Das Networking bezeichnet Herby Carl, weil es meistens nach Feierabend stattfindet, als sein wichtigstes Hobby. Dabei geht es ihm weniger um seine eigene Karriere als vielmehr um die Kontakte mit potenziellen Zielkunden. Dass sich beim Networking Geschäftliches und Privates nicht streng trennen lassen, stört ihn nicht weiter. «Ich bin ein passionierter Netzwerker, einen wie mich kenne ich nur wenige», sagt er. Aus manchen Kontakten haben sich im Laufe der Jahre auch Freundschaften entwickelt. Gerne vermittelt er zudem Leute weiter, die er an den Anlässen kennengelernt hat, etwa an seine Arbeitskollegen bei Bisnode für weitere Geschäfte. Oder er bringt sie auf dem Kaderstellenmarkt an geeigneter Stelle ins Spiel.
Die hohe Kunst des Smalltalks
Wichtig für das erfolgreiche Networking ist natürlich das richtige Verhalten an den Anlässen selbst. Der Networking-Profi empfiehlt dabei eine gewisse Zurückhaltung. «Falsch ist es, gleich bei erster Gelegenheit die Visitenkarte zu zücken.» Andererseits lässt sich Herby Carl, wenn er einen Teilnehmer allein herumstehen sieht, nicht zweimal bitten: Zielgerichtet steuert er auf ihn zu und beginnt ein ungezwungenes Gespräch. Schwieriger sei es, räumt er ein, sich einer bereits bestehenden Gruppe nachträglich anzuschliessen. «Da hilft dann vielleicht ein Trick, zum Beispiel im richtigen Moment, wenn die Gläser leer sind, mit einer Flasche Wein zum Nachschenken aufzukreuzen», sagt er. Im Smalltalk selbst gelte es, auf keinen Fall aufzutrumpfen. Nebst Geschäftlichem sollte man auch Persönliches von sich preisgeben. Es tönt zwar nicht allzu schwierig, aber der elegante Smalltalk, wie er in dieser Situation gefordert ist, ist eine Kunst, die erst einmal gelernt sein will. Erst am Schluss eines Gesprächs fragt Herby Carl jeweils: «Wollen wir noch den <Business-Jass> machen?» – also die Visitenkarten austauschen. Die Social Media setzt Herby Carl nur ein, um die an den Anlässen geschaffenen Kontakte später im. Büro «nachzubearbeiten», etwa indem er sich mit den eben Getroffenen über Xing, Linkedlin oder mittels Standardmail verlinkt. «Allein übers Internet lässt sich keine wirkliche Nähe aufbauen. Die Social Media sind aber ein gutes ergänzendes Werkzeug », meint er. (Text: Pirmin Schilliger)
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Der Menschenfreund